Schnell zum Urlaub nach Südtirol: Kaum haben wir die Landesgrenze zwischen Tirol und Südtirol, zwischen Österreich und Italien hinter uns gelassen, sind an Sterzing vorbeigefahren, verlassen wir die Autobahn bei Brixen. Wenige Kilometer nur fahren wir die Bundesstraße entlang, die Brixen mit Lienz in Osttirol verbindet, schon verlassen wir auch diese wieder. Hier, wo das Eisacktal ins Pustertal übergeht, liegt der beschauliche Ort Mühlbach. Und ab jetzt heisst es: bergauf. Also ‚runterschalten und auf geht’s! Unser Ziel ist Meransen in der Almenregion Gitschberg Jochtal. Entspannen, ausspannen, erholen und etwas Bewegung: das ist unser kleines Programm für’s Wochenende.
Ein grandioser Ausblick eröffnet sich uns am nächsten Morgen: Meransen liegt auf einer Art Mittelgebirgsterrasse – wie es Wikipedia nennt – und blickt von hoch oben über das Pustertal hinweg mit einem Fernblick bis weit in den Süden. Traumhaft. Ganz in der Nähe des Hotels erblicken wir den Skilift, der uns einlädt in der Frühlingssonne noch ein paar Schwünge in den Morgenschnee zu legen. Oder gehen wir wandern? Geübte Mountainbiker können sich hier außerdem an den zeitweilig ziemlich steilen Steigungen üben. Doch uns lockt eher das gemütliche Familienradeln unten im Pustertal. Also, womit fangen wir an?
Zugegeben, wir waren im Herbst vor Ort. Somit war also leider noch nichts mit Skifahren. Doch der Lift lockt mich schon, die Schneekanonen stehen überall schon startbereit, lang scheint es nicht mehr zu dauern bis zum Winter. Und aktuell, da ich diese Zeilen schreibe, locken die Webcams der Bergbahnen Gitschberg-Jochtal mit den allerbesten Schnee- und Skiverhältnissen.
Die Region wäre eigentlich eine Ganzjahresdestination. Doch sowohl der Berg, der Wald als auch die Menschen brauchen zwischendurch ihre Ruhe. So ist es nicht verwunderlich, dass die Hotels auch mal schliessen, die Mitarbeiter Urlaub haben. Gerade diese Zwischenzeiten haben ein besonderes Flair. Es ist kaum etwas los, es ist so wunderbar still, die Bergwelt liegt da, als wäre sie nur für einen allein geschaffen. Auf den Wanderungen treffen wir keinen einzigen anderen Wanderer. Doch sind dafür auch die Almen geschlossen, die im Sommer und Winter mit besten Spezialitäten locken. Für längere Wanderungen in dieser Zwischensaison sollte also auch etwas mehr Proviant eingepackt werden.
Von Meransen aus lässt sich die ganze Almenregion Gitschberg Jochtal hervorragend erwandern. Viele leichte, mittelschwere und auch schwierigere Wanderwege locken von den 1.414 Metern über Seehöhe, auf denen der Ort liegt, noch weit höher hinaus. Eine Aussicht auf angeblich 500 Gipfel verspricht der Tourismusverband – ich habe nicht nachgezählt. Alte Kirchen und Schlösser, Bergbauernhöfe, die noch voll genutzt werden und nicht nur als Museum zusammengefasst wurden. Körper, Geist und Seele können hier wunderbar abschalten, entspannen. Auf meinem Bild erkennt ihr den Kirchturm von Meransen, der bei unserer Wanderung gerade so über den Wiesen hinausschaut.
Die Almenregion Gitschberg Jochtal hat eine ganz besondere Stärke: Sie ist nicht groß, sie ist nicht superbekannt, sie ist nicht supercool, es gibt keine Betten- oder gar Betonburgen, sie ist nicht überlaufen. Hier ist die Welt wirklich noch sehr in Ordnung, die Almen und Hütten sind ursprünglich. Kurzum: es ist ein absolut familienfreundliches Tal. Sofern man hier hoch oben bei den Steigungen von Tal reden kann…
Es ist von allem etwas da, doch nichts ist übertrieben. Dafür gibt es genügend andere Destinationen in den Alpen. In Meransen entschleunigen wir und verbringen ein paar wunderschöne Tage, geniessen dabei die wirklich gigantisch schöne Aussicht über Alpen und Dolomiten. Wer mag, der kann hier oben in Meransen wohnen und zum nahegelegenen Skirama Kronplatz fahren.
Wir wollen es ebenfalls nicht dabei belassen, nur Meransen zu erkunden. Uns ist nach einer kleinen Radtour. Doch bitte nicht zu extrem, eine Familienradtour soll es sein. Mit dem Auto fahren wir morgens von Meransen wieder herunter bis nach Mühlbach. Hier, direkt am Ufer der Rienz, liegt der Bahnhof der Südtiroler Eisenbahn. Während in Deutschland leider noch immer zur Genüge alte Stahlkolosse der Deutschen Bahn umherschnaufen, ist die Südtiroler Bahn hochmodern.
Schnelle, moderne, bunte und bequeme Züge verbinden im Taktverkehr die Ortschaften. Hier passen Fahrräder ebenso rein wie Skier oder andere Sportgeräte. Wir nehmen den Zug bis nach Bruneck. Dort warten bereits unsere Fahrräder. Direkt gegenüber vom Bahnhof Bruneck ist der Radverleih von Papin Sport. Für uns Flachlandtiroler stehen eBikes bereit, die uns Herr Nazzareno bestens erklärt. Auf Wunsch und bei Voranmeldung werden auch bequeme Fahrradanhänger für Kinder verliehen.
Doch was ist ein Besuch von Bruneck wert, ohne zumindest einen kleinen Abstecher in die malerische Altstadt zu machen? Der Ort verbirgt zwei kulinarische Geheimtipps: Zum einen das Delikatessengeschäft von Lukas Harpf, zum anderen die Gasthausbrauerei Rienzbräu. Zu beiden wird Trinkgenuss mit Harpf habe ich hier auf Le Gourmand schon etwas veröffentlicht, zum Rienzbräu wird noch etwas später mehr zu lesen sein.
Zum Mittagessen lockt die Tageskarte des Rienzbräu mit Gerührter Gerste „Orzotto“ mit Salsiccia und getrockneten Steinpilzen. Absolut lecker und eine interessante Südtiroler Variation des italienischen Risotto. Die rustikale Salsiccia verschafft die nötige Würze und Schärfe, die Steinpilze bringen die Eleganz. Doch Gerste & Co. werden im Rienzbräu vor allem zu Bier gemacht.
Der Braumeister hat grundsätzlich Helles und Hefeweizen am Zapfhahn – und saisonal immer wieder noch ein drittes Bier. Das kann beispielsweise mal ein englisches Porter sein, wie bei meinem ersten Besuch.
Das Rienzbräu ist eine Gaststätte, eine Kneipe, wie sie etwa auch in Berlin oder München stehen könnte. Doch durch den Standort in Südtirol ist der Braumeister nicht sklavisch an das Deutsche Reinheitsgebot gebunden. Wenngleich der gebürtige Österreicher es bei seinem Studium an der Uni Freising-Weihenstephan sehr gut gelernt haben dürfte. Doch umso kreativer spielt er mit den Bieren. Dabei ist die Hausbrauerei optimal in dies moderne Wohn- und Geschäftshaus integriert. In der ersten Etage ist ein kleiner Lagerraum, dort werden die Zutaten direkt von oben in die Sudkessel geschüttet, die im Restaurant stehen. Unten im Keller sind die Stahlfässer, in denen das Bier langsam reift. Unser absoluter Geheimtipp!
Aber hey, wir waren nicht zum Essen nach Bruneck gekommen! Also, ab auf die Räder! Wir orientieren uns nach den guten Schildern in Bruneck und fanden den Radweg nach Mühlbach sehr schnell. Immer an der Rienz entlang. Im Sommer ist dies der Radweg, im Winter verläuft hier die Loipe. Einen Teil dieses Weges, also den zwischen Toblach und Sexten im Hochpustertal, war ich ja schon eimal mit meinen Langlaufbrettern gefahren.
Das Pustertal ist ideal für Radtouren oder auch Langlaufausflüge. Der Weg verläuft fast immer am Waldesrand entlang, leicht wellig, und immer mit spektakulären Ausblicken. Dabei ist der gesamte Weg vorbildlich ausgeschildert. Unter dem Stichwort „PusterBike“ sind mehrere Routen zusammengefasst. Uns hilft der elektrische Motor der eBikes hervorragend, gerade ein paar kleine Steigungen sind denn doch knackig. Der Motor unterstützt und schiebt etwas mit an, so dass auch das Zusatzgewicht eines Anhängers kaum mehr ins Gewicht fällt.
Kurz vor Mühlbach erblicke ich noch eine weitere Überraschung: Weinreben. Hier oben im Norden Südtirols hatte ich nicht mehr damit gerechnet, dass hier noch Wein angebaut wird. Ich hätte gedacht, hier wäre es dem Wein bereits zu kalt. Doch nein, wir erblicken wunderschönes gelb-braunes, herbstliches Weinlaub. Trauben hingegen sind keine mehr da. Die Rückgabe der Fahrräder in Mühlbach ist dann absolut einfach. Wir radeln zu einem Hotel im Stadtzentrum und übergeben die Räder der Empfangsdame. Schnell helfen wir ihr noch, die Räder in den Hof zu räumen, geben die Fahrradschlossschlüssel zurück und bedanken uns. Unser Wagen ist am Bahnhof geparkt, das sind keine fünf Minuten Fußweg bis dahin. Ein wunderschöner Ausflug neigt sich dem Ende zu.
Zurück im Hotel Bacherhof in der Almenregion Gitschberg Jochtal entspannen wir in dem hervorragenden Wellness-Bereich. Es würde uns reizen, noch ein paar Tage mehr zu bleiben, doch leider heisst es schon am nächsten Tage Abschied zu nehmen von dieser Gegend. Doch führt uns ein kleiner Ausflug noch zum Kloster Neustift, von dem ich später hier ebenfalls noch berichten werde.
Fazit:
Die Südtiroler Almenregion Gitschberg Jochtal lockt mit ihrer vielfältigen Landschaft, dem charmanten Flair der kleinen, unterschiedlich geprägten Ortschaften, einer Vielzahl an Sportmöglichkeiten und der geschmackvollen, regionalen Küche. Am Schnittpunkt des Eisacktals und des Pustertals gelegen genießt man als Urlauber hier die Ruhe, die Abgeschiedenheit und viele sonnige Stunden an wundervollen Orten.
Wer im Sommer herkommt, der kann richtig viel Geld sparen. Die Almencard+ gilt dann in Kombination mit der Brixen Card und bietet ein tolles, Wander-, Kultur- und Kinderprogramm. So stehen vier Bergbahnen und alle öffentlichen Verkehrsmittel Südtirols jederzeit und so oft man mag zur Verfügung. Außerdem warten über 80 Museen in der Region darauf kostenlos entdeckt zu werden.
Mein Ausflugstipp: Das Kloster Neustift ist nicht weit entfernt und auf jeden Fall einen kleinen Abstecher wert.
Mein Hoteltipp: Bacherhof Meransen.
Der Beitrag Frühlingserwachen am Gitschberg: Wandern, Radeln und Skifahren erschien zuerst auf Le Gourmand - Das Genießer-Magazin.